In diese Zeit fällt dann erstaunlicher Weise der Aufstieg einer Sportart,
die den Namen unseres Dorfes und des Vereins weit über die Landesgrenzen
hinaus bekannt machte, nämlich das Tauziehen.
Wir wissen alle, daß diese Sportart nie dazu geeignet war Stadien zu füllen
oder große Aufmerksamkeit zu erregen, aber gerade deshalb, weil dieser
Sport keine publikumswirksame Gags enthält und allein nur die kraftvolle,
sportliche Auseinandersetzung fordert, darf ihm die verdiente chronistische
Würdigung nicht vorenthalten werden. Dieser mannschaftliche Wettstreit
mit dem Tau, Spötter bezeichnen es als „Strickle“, ist ein Wettstreit
bei dem Kraft und Ausdauer gefordert sind, der höchste Energieleistung
voraussetzt und der den Sportler bis zu den Grenzen seiner körperlichen
Leistungsfähigkeit beansprucht. Eine Tauzieh - Mannschaft bestand aus
jeweils 6 Athleten. Gezogen wurde in drei Gewichtsklassen: „Leicht- Mittel-
u. Schwergewicht.“ Der größte Erfolg, es würde den Rahmen einer Chronologie
sprengen, hier alle Erfolge aufzuzählen, es kann aber davon ausgegangen
werden, daß es zwischen 30 u. 40 Deutsche Meisterschaften waren, war im
Jahre 1924
mit dem Gewinn der Vize-Europameisterschaft zu verzeichnen. Den Stellenwert
dieses Erfolgs unterstreicht zusätzlich, daß der Pokal, welchen die Hessigheimer
Athleten überreicht bekamen, vom damaligen 1. Reichspräsidenten Friedrich
Ebert höchstpersönlich gestiftet wurde! Daß dieser Sport aber nicht ganz
so todernst über die Bühne ging, zeigt folgende mündlich überlieferte
Anekdote; als sich einmal nach minutenlangem Stillstand, keine Mannschaft
verlor auch nur einen Zentimeter an Boden, das Blatt zu Gunsten des Gegners
zu wenden schien, deutete der Vordermann auf seinen gegn. Gegenüber mit
der Bemerkung: „ dem hängt jo sei Spitzle raus“ und als dadurch dessen
Konzentration für einen kurzen Moment nach ließ, konnten die Hessigheimer
den Kampf zu ihren Gunsten entscheiden. Sage noch einmal einer etwas gegen
die viel zitierte Bauernschläue.
Stuttgart auf dem Killesberg 1952, Die Mannschaft vom
Tauziehen im Mittelgewicht erhält die goldene Ehrennadel von links:
Walter Pfeiffer, Paul Eisele, Richard Nägele, Helmut Härle, Paul Nägele,
Erich Haiber
Erfurt, Stuttgart, Ludwigshafen, Neunkirchen, Berlin oder Hamburg, sie
verkörpern für uns heute den Begriff moderner Großstädte und sind doch
gleichzeitig Erinnerungen an sportliche Wettkämpfe an deren Ende eine
Mannschaft aus Hessigheim auf dem Siegerpodest stand.